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US-Marines und KZ-Überlebende erinnern gemeinsam an die Befreiung des KZ-Außenlagers Gunskirchen

Pressemeldung vom 04.05.2019

2019 jährt sich zum 74. Mal die Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Anlässlich des diesjährigen Gedenkens an die Befreiung des KZ-Außenlagers Gunskirchen reisten auf Wunsch von KZ-Überlebenden und auf Einladung des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ) vier US-Marines an, um sich dem "Walk of Solidarity" gemeinsam mit den Überlebenden und den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern anzuschließen. Gestaltet wurde die Gedenkfeier von den Schülerinnen und Schülern der Neuen Mittelschule Gunskirchen. Den Höhepunkt bildete die Rede des KZ-Überlebenden Daniel Chanoch, der für die Gedenkfeiern aus Israel anreiste. Aufgrund der Wetterverhältnisse fand die Befreiungsfeier im Veranstaltungszentrum Gunskirchen statt. Trotz des schlechten Wetters fanden sich zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum anschließenden "Walk of Solidarity" und zur Kranzniederlegung beim Denkmal an der Bundesstraße ein.

Anlässlich des Tages der Befreiung und der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 veranstaltet das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) zahlreiche Gedenk- und Befreiungsfeiern, darunter die weltweit größte in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am Sonntag, 5. Mai 2019 um 11:00 Uhr sowie das Fest der Freude am Wiener Heldenplatz am Mittwoch, 8. Mai 2019 ab 19:30 Uhr (Live-Übertragung auf ORF III). Die diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeiern widmen sich dem Thema "Niemals Nummer. Immer Mensch."

"Walk of Solidarity": Gemeinsames Gedenken der Überlebenden und der Befreier

Die 71. US‐Infanteriedivision besetzte am 4. Mai 1945 den Ort Gunskirchen, einen Tag später befreiten US‐Soldaten das dortige Häftlingskommando. Das KZ-Außenlager im Wald wurde erst in diesen Tagen entdeckt und am 5. Mai 1945 von den US‐Soldaten befreit. Es war übersät mit toten Häftlingen und diejenigen, die bis zur Befreiung überlebt hatten, fanden die US-Soldaten in katastrophalen Umständen vor.

Das Mauthausen Komitee Österreich, die Marktgemeinde Gunskirchen, die Gemeinde Edt bei Lambach und die Welser Initiative gegen Faschismus luden zum gemeinsamen Gedenken an die Opfer und an die Befreiung des KZ-Außenlagers ein. Aufgrund des Schlechtwettereinbruchs fand die gemeinsame Befreiungsfeier im Veranstaltungszentrum Gunskirchen statt. Daniel Chanoch, einer der letzten noch lebenden Überlebenden des KZ-Außenlagers Gunskirchen, hielt im Rahmen der Gedenk- und Befreiungsfeier eine Rede. Nach der Begrüßung durch den Gunskirchner Bürgermeister Josef Sturmair sprachen der Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek sowie György Frisch, Vertreter der ungarischen Juden. Das Schlusswort kam von Dr. Robert Eiter, Vorstandsmitglied des Mauthausen Komitees Österreich. Das Kulturprogramm gestalteten die Neue Mittelschule Gunskirchen, die Landesmusikschule Gunskirchen und der Singkreis Edt.

Anschließend trafen sich die Teilnehmenden gemeinsam mit Überlebenden des Konzentrationslagers Gunskirchen zum "Walk of Solidarity", bei dem auch die Dankbarkeit gegenüber den Befreiern zum Ausdruck gebracht wurde. Dieser fand aufgrund des Regens verkürzt statt, die US-Marines machten sich gemeinsam mit Gunskirchen-Überlebenden u.a. Daniel Chanoch und Shaul Spielmann sowie allen Teilnehmenden auf zur Kranzniederlegung beim Denkmal an der Bundesstraße.

Statements der Teilnehmenden

Der Überlebende des Konzentrationslagers Gunskirchen Daniel Chanoch erinnerte: "Nur wenige Menschen wissen davon, aber es darf nicht vergessen werden: Das KZ Gunskirchen war ein Stück Hölle auf Erden – für uns, die wir dort gelitten haben, war es das schrecklichste Lager, auch verglichen mit anderen Nazi-Lagern wie Dachau, Auschwitz-Birkenau oder Mauthausen. Die Zustände waren eine Schande für die Menschheit. Die Häftlinge wurden mit zynischer Brutalität behandelt. 95 % von uns wurden ermordet. All das geschah – nach Jahren des Leidens und der Massenvernichtung – in den letzten zehn Tagen vor dem Ende des Dritten Reichs. Die Todesmaschinerie der Nazis funktionierte bis zum allerletzten Moment, um Hitlers Besessenheit Genüge zu tun. Unser Dank gehört den Befreiern von der 71st Infantry Division der US Army, die uns das Leben gerettet haben – denn jeder weitere Tag Verzögerung hätte noch viele weitere Menschenleben gekostet. Diese Schlussepisode der Naziherrschaft soll auf ewig in Erinnerung bleiben – im Namen der tausenden Opfer, die auf ewig verstummt sind."

"Solidarität und Zusammenhalt: Diese Begriffe sind heute aktueller denn je. Das gemeinsame Erinnern an die Gräueltaten des Nationalsozialismus sowie die Freude über die Befreiung vom NS-Terror sind gleichzeitig ein Aufruf an uns alle, sich für Menschenwürde und Menschlichkeit einzusetzen", betont Robert Eiter vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ).

"Angesichts des europaweiten Wiedererstarkens von Strömungen, die sich gegen Menschenrechte und Individualität stellen, gilt es umso mehr, an die Grauen und die Opfer des NS-Terrors zu erinnern. Dass sich heute hier so viele Menschen treffen, auch junge und Schülerinnen und Schüler, ist ein wichtiges Zeichen für Zusammenhalt und Menschenrecht", so Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ, anlässlich der Gedenkfeiern in Gunskirchen.

Österreichweit mehr als 100 Gedenk- und Befreiungsfeiern

Europas größte internationale Befreiungsfeier findet am Sonntag, dem 5. Mai 2019 um 11:00 Uhr in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen statt. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) stellt die Gedenk- und Befreiungsfeiern 2019 unter das Thema "Niemals Nummer. Immer Mensch." und erinnert damit an die grausame Entmenschlichung durch den Raub der Eigennamen in den Konzentrationslagern.

Am 8. Mai 2019 ab 19:30 Uhr findet das Fest der Freude mit einem kostenlosen Konzert der Wiener Symphoniker statt, zu dessen Abschluss Conchita gemeinsam mit dem Publikum die "Ode an die Freude" singt. Das Open-Air-Konzert wird live auf ORF III übertragen.

Weitere Informationen

Die beiden KZ-Überlebenden Daniel Chanoch mit Ehefrau Raquel Chanoch sowie Shaul Spielmann mit Miriam Spielmann in der ersten Reihe. In der zweiten Reihe sind US-Marines zu sehen, die als Vertretung der Befreiernation vor Ort waren.
vlnr: KZ-Überlebende Shaul Spielmann, Daniel Chanoch und György Frisch umgeben von US Marines, die die Befreier repräsentierten. KZ-Überlebende Shaul Spielmann, Daniel Chanoch und György Frisch umgeben von US Marines, die die Befreier repräsentierten.
Hintergrundbild