Übergabe des Tapferkeitsordens der Russischen Föderation an österreichische Zeitzeugin

Presseinformation MKÖ, 15.05.2021

Übergabe des Tapferkeitsordens der Russischen Föderation an österreichische Zeitzeugin

Heute - am Tag vor der Internationalen Befreiungsfeier – überreichten der russische Botschafter in Österreich Dmitri Ljubinski und MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi der Zeitzeugin Anna Hackl stellvertretend für ihre Mutter Maria Langthaler den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation. Die Familie Langthaler versteckte im Zuge der "Mühlviertler Menschenhatz" trotz lebendbedrohender Gefahr zwei sowjetische Kriegsgefangene, die aus Mauthausen geflüchtet waren, und rettete ihnen damit das Leben.

Wien/Mauthausen, 15. Mai 2021 – Anfang des Jahres 1945 brachen über 500 sowjetische Häftlinge aus dem KZ Mauthausen aus und wurden auf die unmenschlichste und unwürdigste Art gejagt und getötet. Dieses Kriegsverbrechen ist bekannt als die "Mühlviertler Menschenhatz". Viele ZivilistInnen schlossen sich dem Aufruf der SS an und jagten die entflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen. Anna Hackl, geborene Langthaler, war 14 Jahre alt, als sich die Hetzjagd ereignete. Maria Langthaler war eine der wenigen, die während dieser Zeit besonderen Mut bewiesen hatte und half. Sie versteckte zwei ukrainische Offiziere auf ihrem Bauernhof bei Schwertberg in Oberösterreich. Drei Monate hielten die Langthalers die beiden geflüchteten Kriegsgefangenen versteckt – ein risikoreiches Unterfangen, das die Familie das Leben hätte kosten können. Für Maria Langthaler war klar: "Was hätten wir denn anderes machen können, als diesen beiden zu helfen".

"Für die Opferbereitschaft, den Mut und die Tapferkeit bei der Rettung von zwei sowjetischen Kriegsgefangenen" wurde Maria Langthaler nun mit dem Tapferkeitsorden der Russischen Föderation posthum ausgezeichnet. Zeitzeugin Anna Hackl nahm den Orden stellvertretend für ihre Mutter entgegen. "Seit 1995 erzähle ich Schülern in ganz Österreich meine Geschichte. Vor dieser Zeit waren die Geschehnisse aus der NS-Zeit ein Tabuthema. Meine Mutter ist nun schon so viele Jahre verstorben. Als ich von der Auszeichnung erfahren habe, war ich daher ganz überrascht und gleichzeitig voller Freude", so Hackl.

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees dazu: "Die Familie Langthaler hat durch ihr Handeln und ihren Mut in schwierigen Zeiten bewiesen, dass Zivilcourage Leben retten kann. Wir erzählen ihre Geschichte Jugendlichen im Rahmen unserer Zivilcourage-Trainings. Wir spannen mit Beispielen von RetterInnen einen Bogen in die Gegenwart und appellieren für Zivilcourage heute."

"Heute ist es für mich als Botschafter Russlands eine besondere Ehre, diese Auszeichnung in der Gedenkstätte Mauthausen überreichen zu dürfen. Die Heldentat von Maria Langthaler und der ganzen Familie bleibt ein unvergängliches Symbol des Mutes und der Barmherzigkeit", so der Botschafter Russlands in Österreich, Dmitri Ljubinski.

Über das Mauthausen Komitee Österreich

Die Überlebenden des KZ-Mauthausen übergaben im Jahr 2000 dem Mauthausen Komitee Österreich offiziell ihr Vermächtnis. Dieses Vermächtnis der KZ-Überlebenden bildet die Grundlage der Aktivitäten des MKÖ. Neben der Gedenkarbeit für die Opfer der Verbrechen des NS-Regimes, insbesondere jene, die im KZ-Mauthausen und in den Außenlagern gefangen gehalten wurden, sind Aktivitäten gegen Rechtsextremismus sowie die engagierte anti-faschistische und anti-rassistische Arbeit vor allem mit jungen Menschen weitere wichtige Schwerpunkte. In den vergangenen Jahren führte das MKÖ mit mehr als 180.000 Jugendlichen Zivilcourage-Trainings, multimediale Vermittlungsangebote durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen sowie an Orten ehemaliger Außenlager, die Vor- und Nachbereitung der KZ-Gedenkstättenbesuche, Anti-Rassismus-Workshops wie den Workshop "Wir sind alle" sowie die neuen thematischen Rundgänge "denk mal wien" sowie diverse anlass- und themenbezogene Jugendprojekte durch.

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Russischer Botschafter Dmitri Ljubinski überreicht Tapferkeitsorden an Anna Hackl © MKÖ / Sebastian Philipp
Überreichung des Tapferkeitsordens an Anna Hackl © MKÖ / Sebastian Philipp
Überreichung des Tapferkeitsordens an Anna Hackl © MKÖ / Sebastian Philipp
Überreichung des Tapferkeitsordens an Anna Hackl © MKÖ / Sebastian Philipp
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