Liftturm inmitten der historischen Bausubstanz der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Schwerwiegende Eingriffe wie die Behinderung des Zugangs zu vielen Denkmälern, die gänzliche Sperrung der Todesstiege sowie die unsensible Errichtung eines Betonturmes inmitten der Gedenkstätte.

Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager bewahren insbesondere die Erinnerungen an Verbrechen und ihre Opfer. Sie haben den Anspruch individuelles und öffentliches Gedenken zu ermöglichen, die fundierte Dokumentation der historischen Geschehnisse und dieses historische Wissen zu vermitteln. Neben diesenFunktionen, kommt den Gedenkstätten die Bedeutung als Zeugnisse von Verbrechen, als Träger kollektiver Erinnerung, als Medien historischer Identitätsstiftung und als Instrumente von Geschichtspolitik und natürlich als Friedhof hinzu.

In der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wurden im Jahr 2018 zahlreiche – seit mehr als 70 Jahren für GedenkstättenbesucherInnen offen zugängliche – Bereiche entweder zeitweilig gesperrt (nationale Denkmaler, die Sperren sind mittlerweile wieder aufgehoben) oder dem BesucherInneninteresse dauerhaft entzogen ("Todesstiege", soll aufgrund nicht ÖNORM-gerechter Ausführung auch gesperrt bleiben). Darüber hinaus wurde mitten in die historische Bausubstanz des ehemaligen Garagenhofes ein massiver Betonturm eingebaut, der für den Betrieb einer Aufzugsanlage dienen soll. Hier geschah ein Angriff gegen die riesige historische Bausubstanz aus Granit, die seit 1945 nahezu unverändert geblieben ist. An diesem Ort fanden bis zum Bau dieses Betonturms jährlich die Gedenkfeiern an US-Befreier statt.

Stellungnahme Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ)

KZ-Überlebende werden durch oben angeführte Einschränkungen am Gedenken gehindert und übermitteln ihre Entrüstung an das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Die KZ-Gedenkstätte hat zu gewährleisten, dass das Gedenken - wie durch die Sperre der "Todesstiege" - nicht eingeschränkt wird. "Ungeheuerlich", "monströs", "ein Skandal" lauteten die ersten Reaktionen von nationalen und internationalen VertreterInnen auf diesen Betonklotz. Es ist unumgänglich, dass die Leitung der KZ-Gedenkstätte über solche schwerwiegenden Eingriffe wie die Behinderung des Zugangs zu vielen Denkmälern und die gänzliche Sperrung der Todesstiege sowie die unsensible Errichtung eines Betonturmes inmitten der Gedenkstätte bereits in der Planungsphase ernst zu nehmende Gespräche mit allen Beteiligten, wie den Organisationen der Überlebenden Comité International de Mauthausen (CIM), der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und dem Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), geführt werden.

Das Mauthausen Komitee Österreich und das Comité International de Mauthausen fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme:
Sofortiger Baustopp und gegebenenfalls Rückbau des Betonturms. Umgehende Wiederherstellung der vorherigen Zustandes! Das ist die einzig mögliche Antwort auf solch ein schändliches Unternehmen!
Sofortige Maßnahmen, dass die "Todesstiege" für die GedenkstättenbesucherInnen wieder zugänglich gemacht werden kann! Die "Todesstiege" ist ein integraler Bestandteil der Geschichte des KZ Mauthausen und absolut unverzichtbar für die Vermittlungsarbeit.

Gemeinsame Stellungnahme des CIM/MKÖ zum Betonturm in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Betonlift © MKÖ/CIM Baumgartner
Betonlift © MKÖ/CIM Baumgartner
KZ-Überlebender mit Enkelin beim Gedenken © MKÖ/Edelmayr
KZ-Überlebender mit Enkelin beim Gedenken © MKÖ/Edelmayr
Falter 29/18
Hintergrundbild