"Es ist Zeit, im Sinne der historischen Verantwortung Österreichs zu handeln"

Pressemitteilung vom 29.09.2017

Mauthausen Komitee schockiert über Umgang mit Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Graz-Liebenau: "Es ist Zeit, im Sinne der historischen Verantwortung Österreichs zu handeln"

Seit Monaten bemüht sich Dr. Rainer Possert, Leiter des Sozialmedizinischen Zentrums (SMZ) Graz- Liebenau, dass die in einer von der Stadt Graz in Auftrag gegebenen archäologischen Grabung freigelegten Reste des Zwangsarbeiterlagers erhalten werden. Possert arbeitet seit Jahren mit dem Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit am Ort des ehemaligen NS-ZwangsarbeiterInnenlagers und Durchgangslagers für ungarische Jüdinnen und Juden in Graz-Liebenau zusammen. Das Mauthausen Komitee Österreich ersuchte bereits am 21. August 2017 in Briefen an zuständige PolitikerInnen und ExpertInnen um Unterstützung in der Bewahrung der Überreste und in der Etablierung eines würdigen Gedenkens an die Opfer.

"Wir haben Bürgermeister Nagl die baldige Koordination eines offenen Tisches mit allen ExpertInnen vorgeschlagen." so MKÖ-Vorsitzender Mernyi, "Die Nicht-Einberufung des runden Tisches und die aktuellen Ereigisse am Ort des ehemaligen ZwangsarbeiterInnen- und Durchgangslagers machen deutlich: Es ist Zeit, dass Bürgermeister Nagl im Sinne der historischen Verantwortung Österreichs dringend handelt!"

Am 21. September 2017 wurde in einer Sitzung des Grazer Gemeinderats ein Antrag auf eine Nachdenkpause und die Durchführung von Forschungsarbeiten vor Baubeginn abgelehnt. Am darauffolgenden Tag, 22. September 2017, wurde mit den Bauarbeiten begonnen.

Dazu MKÖ-Vorsitzender Mernyi: "Auf Grund der Herkunft der hier Inhaftierten ist eine solche Einrichtung nicht nur von lokalem, sondern auch von großem internationalem Interesse. Wir alle sind es den Opfern und den Angehörigen schuldig. Es ist pietätlos an einem Ort zu bauen, wo ExpertInnen noch weitere menschliche Überreste von Opfern vermuten."

Schockiert zeigt sich das Mauthausen Komitee Österreich, dass anscheinend die Opfer des NS-ZwangsarbeiterInnenlagers und Durchgangslagers für ungarische Jüdinnen und Juden in den Überlegungen des zuständigen Stadrat Eustacchio keine Berücksichtigung fanden. Gleichzeitig wird das SMZ-Liebenau darüber informiert, dass die bis Jahresende nötigen Mittel gestrichen werden.

Hintergrundbild