Gedenkveranstaltung für Hans Maršálek

Presseaussendung vom 14.01.2012

In Erinnerung an einen der letzten österreichischen Überlebenden des KZ Mauthausen und langjährigen Leiters der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Hans Maršálek, fand am Freitag im bis auf den letzten Platz gefüllten Kongress-Saales des Bundeskanzleramtes eine Gedenkveranstaltung statt. Zahlreiche Ehrengäste und Dutzende junger, engagierter Menschen erwiesen dem Widerstandskämpfer und Mahner vor der wieder aufflammenden rechten Gefahr ihre Ehre.

In seiner Begrüßung würdigte Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer nicht nur Hans Maršáleks Verdienste um die Aufarbeitung der Ereignisse rund um das KZ Mauthausen, in dem er drei Jahre von den Nazis gefangen gehalten wurde, sondern hob besonders hervor, dass er als "unermüdlicher Mahner gegen Faschismus, Rassismus und Rechtsextremismus die gesamte Entwicklung der Gedenkkultur in Österreich maßgeblich beeinflusste".

In ihrer Rede betonte Nationalratspräsidentin Mag.a Barbara Prammer Hans Maršáleks unermüdliches Engagement gegen Faschismus und Rechtsextremismus auf "Basis eines Internationalismus, eines Europas ohne Grenzen und ohne Behinderung von Minderheiten, was uns vor dem Hintergrund anhaltender Polemik gegen ein gemeinsames Europa, vor dem Hintergrund dauernder Hetze gegen Menschen, gegen Migranten, Minderheiten und Religionsgemeinschaften erneut bewusst macht, wie wichtig es ist, gegen diese Ideologie und gegen nationalistische Kleinstaaterei aufzutreten."

Der frühere Diözesanbischof von Linz und Mitbegründer des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), Dr. h.c. Maximilian Aichern, erinnerte daran, dass Maršálek durch seine Widerstandstätigkeit im Konzentrationslager ein "Beispiel der Hilfsbereitschaft, der gegenseitigen Unterstützung und der Menschlichkeit gegeben hat. Die entscheidende Anerkennung (seines Wirkens) wird es sein, wenn wir sein Anliegen wirksam weiterführen und uns gemeinsam, ohne Hass und mit entschiedener Kraft für Frieden, Menschenwürde und Menschlichkeit einsetzen."

Der Präsident des Internationalen Mauthausen Komitee, Dušan Stefančič, erinnerte an die gemeinsamen Ziele, die sie auch Jahrzehnte nach der Befreiung stets verbunden hatten: "Im Zentrum seiner Bemühungen standen die Aufklärung und Sensibilisierung der Jugend gegen Faschismus, gegen Alltagsrassismus und gegen Nationalismus. So wie Hans Maršálek aber stets gesagt hat, geht es nicht nur darum, gegen etwas zu sein – wir müssen auch Angebote für etwas machen. Für mehr Toleranz, für mehr Menschlichkeit und für mehr Zivilcourage unter den jungen Menschen."

Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich, kündigte daher einen "Hans Maršálek Preis für Zivilcourage" an. "Der Preis soll Jugendliche unterstützen und motivieren, zivilcouragierte Projekte umzusetzen."

Hans Maršálek verstarb am 9. Dezember 2011 im Alter von 97 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien. Sein Leben war geprägt vom Widerstand gegen Faschismus und Rechtsextremismus. 1941 wurde er aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Nazis verhaftet und 1942 in das KZ Mauthausen überstellt. Da er von Beruf Schriftsetzer war, wurde er schließlich als Lagerschreiber eingesetzt, eine Position, die es ihm ermöglichte, das Leben zahlreicher Mithäftlinge zu retten. Nach der Befreiung Österreichs war er maßgeblich am Aufbau von Archiv und Museum der KZ-Gedenkstätte beteiligt. Seine Chronik der "Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen" ist heute noch das Standardwerk zu diesem Thema.

Nachruf auf Hans Marsalek

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