10.000 bei Befreiungsfeier 2012 in Mauthausen: Gedenken an die Opfer rassistischer Verfolgung

Presseaussendung vom 13.05.2012

Was 1946 mit einer kleinen Gruppe Überlebender begann, ist heute Europas größte Gedenkfeier an die in den Konzentrationslager begangenen Verbrechen des NS-Regimes: An der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen nahmen heute Sonntag, dem 13. Mai, rund 10.000 Teilnehmer/innen aus ganz Europa teil. Zu den Ehrengästen zählten – neben Botschaftern aus etwa 50 Ländern - Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Mag. Barbara Prammer und Bundeskanzler Werner Faymann.

Im Mittelpunkt des Gedenkens standen heuer die aus rassistischen Gründen verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden sowie Roma und Sinti. "Der Massenmord an den aus rassistischen Gründen 'unerwünschten‘ Menschen ist bis heute einzigartig in der Menschheitsgeschichte", betonte der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), Willi Mernyi, in seiner Eröffnung. Obwohl Mauthausen nie ein Vernichtungslager war, wurden im KZ Mauthausen mindestens 15.000 Juden und hunderte Roma und Sinti ermordet. Dazu kommen noch die Tausenden Toten der Todesmärsche ungarischer Juden, die im Frühjahr 1945 auf dem Weg nach Mauthausen bzw. nach Gunskirchen starben. Ihre Zahl konnte nie vollständig erfasst werden.

Vor fünf Tagen gedachte die Republik erstmals der Kapitulation des Nazi-Regimes und damit der endgültigen Befreiung Österreichs. In Bezug auf den Aufmarsch der Rechten, die darin noch immer einen Anlass zum Trauern sehen, appellierte Willi Mernyi: "Die alten Ewiggestrigen, in Verbindung mit ihren jungen rechtsextremen Kameraden, erfüllen mich mit Scham, aber auch mit Wut. Es macht keinen Unterschied, ob sie sich in den Fußballstadien, Schulen, Betrieben, Wirtshäusern oder im Parlament artikulieren. Es bleiben die gleichen braunen, hasserfüllten Parolen, die die Menschen, die hier gelitten haben, alle schon einmal gehört haben."

Mehr als 500 junge Menschen nahmen an der Jugendgedenkveranstaltung teil. Nicole Sevik vom Verein Ketani für Sinti und Roma wies auf die heutige Ausgrenzung ihrer Volksgruppe in vielen europäischen Ländern hin: "Die größte Minderheit Europas ist auch die am meisten diskriminierte Bevölkerungsgruppe. Ich appelliere an die Jugend aus der Geschichte zu lernen und die Würde des Menschen als wertvollstes Gut zu achten und zu schützen."

Jenny Mendl, die Enkelin des Überlebenden Johannes Müller, wandte sich ebenfalls an die junge Generation: "Es ist unfassbar für mich: In den letzten zehn Jahren mordeten in Deutschland neue Nazis. Die Opfer dieser Morde wurden verunglimpft und jetzt ist klar – es waren rassistische Morde! Mein Opa und die vielen anderen Zeitzeugen sind nicht mehr da – wir, die Enkelgeneration, sind jetzt gefragt! Wir sind nicht dafür verantwortlich, was der deutsche Faschismus verbrochen hat. Aber wir verantworten das Heute und das Morgen."

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